Ausfahrt in das Braunschweiger Land
Sonntagvormittag. Die Sonne steht bereits fast senkrecht über dem ruhigen Ort Hoheneggelsen. Irgendwo pfeift ein Vogel sein Lied, aus einem Fenster dringt gedämpft das Geklapper von Geschirr – ansonsten ist es hier friedlich und still! Nur ein sattes Tuckern und Surren gepflegter Motoren mischt sich unter die alltäglichen Geräusche. Denn heute ist das Treffen des Porsche 356 Clubs zur gemeinsamen Ausfahrt angesagt! Und bis alle schließlich eingetroffen sind, dröhnen die Motoren noch einmal lustvoll auf, bevor sie sich mit einem leichten Seufzer zur Ruhe begeben. Die Clubmitglieder begrüßen sich, genießen gemeinsam ihren Tee oder ihre Kaltgetränke (weil wir den Kaffee vergessen hatten!), während man noch dies und das miteinander bespricht. Um 11:00 Uhr schließlich ist Abfahrt. Heute ist eine Tour in den Elm, eine der schönsten Naturlandschaften Norddeutschlands, geplant. Ein 356er nach dem anderen verlässt den Parkplatz. Mit viel Vorfreude und guter Laune, Entdeckerlust und strahlendem Sonnenschein beginnt unsere Reise.
Die Fahrt führt uns von Hoheneggelsen über Lengede, vielen noch als der Ort des größten Bergwerkunglücks nach dem Kriege in trauriger Erinnerung, durch das Salzgittergebiet. Vereinzelt ragen alte Fördertürme aus der optisch schönen Landschaft empor – stumme Zeitzeugen einer früheren Industrielandschaft. In Sickte, am Fuße des Elms, erfolgt der erste Boxenstopp. Unser Clubmitglied Frau Schott übernimmt ab hier die Führung. Sie kennt den Elm "wie ihre Westentasche" und bereitwillig folgen wir ihr zur Burg Warberg.
Die Warberger Herrschaft lässt sich bis in das 12. Jahrhundert verfolgen. Die Burg Warberg war stets persönlicher Besitz, ein Sonnenlehen, das keinem Kaiser und keinem König zu verdanken war. Heute ist die Burg eine sehr gut erhaltene und intakte Anlage. Sie beherbergt in ihren Mauern die Bundeslehranstalt Burg Warberg e.V., eine private Landeshandelsschule. Das alte Herrenhaus und der Turm, die zusammen als Oberburg bezeichnet werden, waren lange Zeit nicht genutzt. Doch dank modernster Technik ist es gelungen, die alte Bausubstanz zu erhalten und so die Oberburg wieder in die Anlage zu integrieren. Für jeden, der sich für die Vergangenheit interessiert, ist die Burg zugänglich.
Die dortige Burgschänke beschert uns ein reichhaltiges Mittagessen und wir bewundern im Stillen die Burg Warberg als ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Region.
Der 2. Boxenstopp in Lauingen gewährt uns einen Einblick in das Leben eines Mannes, der Großes erschuf. Der heute 81 jährige Georg Arfmann, der uns empfängt, begann 1944 eine Steinmetz- und Steinbildhauerlehre und studierte bis 1950 an der staatlichen Kunsthochschule in Bremen Bildhauerei. Seitdem, und auch heute noch, ist er als freier Bildhauer tätig.
Seine Spezialität ist die Erschaffung und Restaurierung von Renaissancefiguren. Das Hauptthema des Bildhauers Georg Arfmann allerdings ist die Darstellung von Mensch und Tier in Stein und Bronze. Seine Arbeiten sind realistisch und leicht stilisiert. Menschliche Figuren bewegen sich bei ihm eher dezent, Tierskulpturen oft sehr stark. Dadurch wirkt alles sehr lebendig. Eines seiner bekanntesten Werke steht in Brasilien: Eine Kopie des Bremer Roland, Höhe 7,5 m, erschaffen für die Stadt Rolāndia.
Nach so vielen neuen Eindrücken und kulturellen Erfahrungen setzt sich unsere Fahrt schließlich fort durch das wunderschöne Reitlingstal. Wir genießen den sonnigen Nachmittag und auch den abschließenden Nachmittagskaffee in dem altbekannten Hotel Reitlingstal, lassen noch einmal den Tag Revue passieren und sind uns einig:
Sonntag, der 01.06.2008 – es war ein guter Tag! Unserem Clubmitglied Frau Schott gebührt besonderer Dank.
Abschließend sei noch folgendes erwähnt: Wir haben über unseren Stammtisch nachgedacht und auch darüber, dass wir solche Erfahrungen, wie an diesem Tag gemacht, vertiefen wollen. Daher ist angedacht, dass unsere Clubmitglieder der einzelnen Regionen z. B. Hannover, um Peine herum und dem Harz die eine oder andere Ausfahrt vorbereiten, um uns die Eigenart ihrer Heimat zu zeigen und wir unsere Eindrücke im gesamten Stammtisch zusammenfließen lassen. Für dieses Vorhaben habe ich schon einige Zusagen bekommen, über die ich mich wirklich freue. Des Weiteren hat unser Stammtisch auch ein Zuhause gefunden – im Museum unseres Clubmitglieds Herrn Grundmann! Ich glaube, im Namen aller sagen zu dürfen: "Eine würdigere Heimat als Ihr Museum kann unser Stammtisch nicht finden!" Jedes Jahr wird hier ein Treffen mit anschließender Ausfahrt stattfinden.