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Die Garage ist der Mittelpunkt des Lebensraumes

Der Porsche 356 Stammtisch "Südliches Niedersachsen – Deutschland Mitte" traf sich zum Saisonstart in meiner Garage. Dort hielten wir ein 70er Jahre Picknick ab. Es war schon erstaunlich, welchen Zuspruch doch immer noch die beliebten Partywürstchen, Russische Eier, Lachsersatz und Schinkenröllchen, dazu Sinalco und Coca Cola, bei allen fanden. Treffpunkt war, wie schon gesagt, meine Garage, in der die Jukebox für entsprechende Stimmung sorgte. Dabei konnte ich den Teilnehmern auch meine innersten Gedanken zu meiner Garage vermitteln.

Meine Garage ist der Mittelpunkt meines Lebensraumes. Das Wörterbuch definiert die Garage als "Abstellraum für Kraftfahrzeuge" – aber manchmal kann sich ja auch der Duden irren! Meistens bleiben meine Autos in der Garage, denn sie sind nicht mehr ganz jung. Sie haben längst ihren Beitrag zur Beweglichkeit in der Gesellschaft geleistet. Lange Reisen und zügiges Herumfahren ohne festes Ziel sind uns, meinen Autos und mir, völlig fremd. Meine Garage ist wohl mehr ein Stück Lebensraum, ein Wohnort, ein Kultort, ein Wallfahrtsort und ein Raum für Kommunikation. Natürlich sind in meiner Garage auch Frauen gern gesehen, wenn diese meine Gedanken teilen können und ein Parfüm benutzen, das die Öl- und Benzingerüche nicht gänzlich übertönt.

In meiner Garage ist das Leben einer vernünftigen Ordnung unterworfen, deren innerer Kern die Sinnlichkeit der Dinge ist. Aber, um das zu erfahren, ist die Reduzierung jeglicher Dynamik erste Voraussetzung für das Leben in der Garage. Und somit gibt es konsequenterweise keine Uhr außerhalb eines Autos in meiner Garage. Sie ist sicherlich kein Ort überschäumender Lebensfreude, dafür aber ein Raum für bewusste Melancholie der Mechanik.

Der Fußboden in meiner Garage hat den gleichen Fliesenbelag wie mein Wohnzimmer, der Wandanstrich hat die gleiche Qualität wie die Wandanstriche im Wohnbereich. Sauberkeit ist Voraussetzung für die Reinheit des Lebens in meinem Reservat! – Hier könnte wohl ohne Gefahr einer Infektion eine Operation durchgeführt werden. Es fehlt in meiner Garage nicht an säuberlich aufbewahrtem Zubehör, Werkzeug und Accessoire. Als Wandschmuck dienen die alten Blechschilder, die Utensilien und Ersatzteile – Kunstwerke sind hier nicht zu finden, denn meine Garage ist eine künstlerische Installation an sich! Sie benötigt zur Vollkommenheit nicht unbedingt den Schweiß der Arbeit. Ich selbst habe hier noch nie einen Schraubenschlüssel angefasst, noch nie eine Dose geöffnet oder eine Schachtel mit Zündkerzen, Kopfdichtungen, Keilriemen vom Platz genommen. Wo Bewegung ist, ist auch Verschleiß! – Meine Garage aber ist ein Reservat der Ruhe und des Rastens!

Über all diese Gedanken diskutierten wir viele Stunden lang, bevor auch dieser schöne Tag schließlich zu Ende ging.